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Depression: Lanicemin hat weniger Nebenwirkungen als Ketamin

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Das Mittel Lanicemin, das Ähnlichkeit mit Ketamin aufweist, wirkt gegen Depressionen – allerdings ohne die psychoseähnlichen Nebenwirkungen. Zu dem Ergebnis kommen die Yale University und der Pharmariese AstraZeneca…

Mediziner hoffen mit ketaminähnlichem Medikament auf neue Therapie

New Haven (pteyale.edu astrazeneca.com) Im Jahr 2000 hatte sich laut einem NewScientist-Bericht gezeigt, dass Ketamin Depressionen bei Patienten beenden kann, bei denen andere Therapien fehlgeschlagen waren. Größere klinische Studien haben diese Ergebnisse inzwischen bestätigt.

152 Personen getestet

Die Nebenwirkungen bei bisherigen Therapien machten es bislang schwer, randomisierte, Placebo-kontrollierte Studien durchzuführen. Zu offensichtlich ist es, welche Teilnehmer das Medikament erhalten haben und welche nicht. Es bestand daher die Möglichkeit, dass die bisher beobachtete positive Wirkung überschätzt wurde.

Ein Team unter der Leitung von Gerard Sanacora von der Yale University und Mike Quirk von AstraZeneca suchte daher nach einer Alternative zu Ketamin. Sie testeten Lanicemin, ein Medikament, das ursprünglich zur Behandlung von Epilepsie entwickelt wurde und auf die gleichen Gehirnrezeptoren abzielt wie Ketamin.

Die Forscher verabreichten 152 Personen mit leichten bis schweren Depressionen und einer bisher schlechten Reaktion auf Antidepressiva entweder Lanicemin oder ein Blindpräparat. Das Medikament wurde drei Mal in der Woche über einen Zeitraum von drei Wochen eingenommen. Die Teilnehmer setzten dabei die Einnahme bisher verschriebener Medikamente fort.

Bessere Verträglichkeit

Vor und nach der Studie wurde das Ausmaß der Depression auf einer Skala mit 60 Punkten festgelegt. Nach drei Wochen waren die Werte der Gruppe, die das Medikament erhalten hatte, im Durchschnitt um 13,5 besser – also um 5,5 Punkte besser als bei der Kontrollgruppe. Diese Verbesserung war bis zu zwei Wochen nach Beendigung der Behandlung statistisch signifikant. Schwindel war die einzige Nebenwirkung.

Laut Quirk ist damit ersichtlich, dass die mit Ketamin verbundenen Probleme nicht so groß sind wie angenommen. Es gebe eine Möglichkeit, sie zu umgehen. Ein Nachteil von Lanicemin ist aber, dass es nicht sofort wirkt. Es dauerte zwei bis drei Wochen bis eine Wirkung eintrat.
Eine erste explorative Erhebung mit 34 Teilnehmern, die keine anderen Medikamente einnahmen, ergab jedoch eine raschere Wirkung. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Verzögerung durch die zusätzlich eingenommenen Medikamente hervorgerufen worden sein könnte. Die Verbesserung der Symptome war zusätzlich auch nicht so deutlich wie bei früheren Tests mit Ketamin. Weitere Studien werden für einen direkten Vergleich der beiden Substanzen erforderlich sein.

Weitere Studien notwendig

Trotz dieser Einschränkungen gilt die aktuelle Studie als wichtiger Fortschritt. Depressionen haben Bluthochdruck kürzlich als Hauptursache für Arbeitsunfähigkeit in der westlichen Welt überholt. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass dieser Trend bis zum Jahr 2020 weltweit zu beobachten sein wird. Sorge bereitet, dass rund ein Drittel der Betroffenen nicht auf die derzeit am Markt befindlichen Antidepressiva anspricht.

Die Hoffnung richtet sich daher (u.a.) auf Medikamente aus dem Umfeld von Ketamin. Die Wirksamkeit beruht auf einer anderen Chemikalie im Gehirn. Sie fördert nicht den Neurotransmitter Serotonin, sondern über das Glutamat das Nachwachsen von Gehirnzellen, die verkümmert sein könnten. In einem nächsten Schritt sollen weitere klinische Tests die Sicherheit und Wirksamkeit von Lanicemin untersuchen. Details wurden in Molecular Psychiatry nature.com/mp veröffentlicht.


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